Wie in den vorhergehenden Regionalen Gesundheitskonferenzen wurden auf der diesjährigen Veranstaltung innovative Konzepte diskutiert, die ermöglichen, Strukturen der Gesundheitsförderung, Prävention und Versorgung in der Region zukunftsfähig zu gestalten. Der Fokus lag dieses Mal auf der Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen, und hier u.a. auf dem Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften. Zur Diskussion stand insbesondere die Frage, ob und welcher zusätzlichen Strukturen/Professionen es bedarf, um Prävention und Gesundheitsförderung im Setting Schule wirkungsvoll umsetzen zu können.
Zum Einstieg belegte Prof. Dr. Lutz Hager (SRH Fernhochschule, Gesundheitsplattform Rhein-Neckar e.V.) die dringende Notwendigkeit, gezielte Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung zu ergreifen. Aktuellen Studien zufolge, liegt Deutschland in der Umsetzung verhältnispräventiver Programme zur Kontrolle des Alkohol- und Tabakkonsums sowie zur Förderung eines gesunden Ernährungsverhaltens international auf jeweils hinteren Plätzen. Hinsichtlich der Lebenserwartung bildet Deutschland im europäischen Vergleich mittlerweile das Schlusslicht.
In ihrer Keynote stellte Alke Peters (Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V.) das Modellprojekt der Schulgesundheitsfachkräfte in Rheinland-Pfalz vor. Mit Hilfe der Förderung des Bildungsministeriums sind an 26 ausgewählten Grundschulen halbtags Schulgesundheitsfachkräfte tätig. Die Schulen zeichnen sich durch eine erhöhte Vulnerabilität der Schüler:innen sowie eine erhöhte Anzahl an Kindern mit chronischen Erkrankungen aus. Ersten Evaluationsergebnissen zufolge, verbessert sich durch die Gesundheitsversorgung der examinierten Krankenpfleger:innen die Bildungsteilhabe chronischer kranker Kinder. Indem die Schulgesundheitsfachkräfte auch Akut- und Unfallversorgung, Schnittstellenmanagement und Früherkennung leisten, sind zudem Lehrkräfte, Eltern und der Schulalltag entlastet.
Zu vergleichbar positiven Erkenntnissen gelangten zwei weitere Modellvorhaben zum Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften, die in der Arbeitsgruppe 1 vorgestellt und diskutiert wurden: Bettina Straub (Gesundheitsamt Stuttgart), Ann-Kathrin Kempter (vdek Landesvertretung Hamburg) und Venja Kampen (Sozialbehörde Hamburg) berichteten, dass der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften in Stuttgart und Hamburg aufgrund der positiven Ergebnisse absehbar verstetigt werden kann. Hierbei werden in beiden Städten unterschiedliche Konzepte umgesetzt: Während in Stuttgart ebenso wie in RLP Pflegekräfte mit dem Aufgabenschwerpunkt der Gesundheitsversorgung an Schulen tätig sind, konzentrieren sich in Hamburg Gesundheitswissenschaftler:innen auf die Umsetzung von Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention an Schulen. In beiden Modellen ist die Vernetzung mit weiteren bzw. komplementären Akteur:innen der Gesundheitsvorsorge und -versorgung von zentraler Bedeutung. Die unterschiedlichen Modelle bieten auch hinsichtlich der Frage, für welche Schulstufen und -formen Schulgesundheitsfachkräfte eine relevante Profession darstellen, Vergleichsmöglichkeiten.
In der Arbeitsgruppe 2 wurde unter Leitung von Dr. Johannes Oepen und Birgit Sattler (Adipositasnetzwerk Rheinlandpfalz e.V.) erörtert, wie Adipositas-Prävention niederschwellig in den Schulalltag integriert werden kann. Medizinisch erscheinen Schulen als relevantes Setting, da Adipositas bereits im Kindesalter sich physiologisch manifestiert. Referentin und Referent votierten für eine freudvolle Umsetzung von einem Mehr an Bewegung im Schulalltag und für einen entstigmatisierenden Umgang mit übergewichtigen Kindern. Bewegungsangebote und bewegter Unterricht sollten hiernach allen Schüler:innen zugute kommen und auch den Lehrkräften Freude bereiten, eher als ‚medizinisch optimale Prävention‘ zu bieten. Es gilt, Wohlbefinden als wichtigen Schutzfaktor, auch für die Entstehung von Adipositas, zu fördern. Flankierende Maßnahmen, um das Setting Schule in Raum- und Zeitstrukturen bewegungsförderlich zu gestalten, sind hilfreich.
Am Beispiel der HPV-Schutzimpfung wurde in der Arbeitsgruppe 3 von Dr. Claus Köster (preventa Stiftung) ein erfolgreiches Kooperationsmodell von Gesundheitsamt und Schulen vorgestellt. Das Gesundheitsamt des Kreises Bergstraße nimmt hierbei eigenständig Kontakt zu den Grundschulen des Kreises auf, bietet einen Elterninformationsabend und setzt an interessierten Schulen die freiwillige HPV-Schutzimpfung um. Das Setting Schule ermöglicht auf diesem Weg eine Niederschwelligkeit in der Auseinandersetzung mit der HPV-Erkrankung sowie der Umsetzung der HPV-Prävention im Kindesalter. Gleichwohl besteht weiterer struktureller Verbesserungsbedarf aufgrund der begrenzten Arbeitskapazitäten der Impfärzte und der Erstattungsrichtlinien für das Impfprogramm.
Im Anhang finden Sie die Präsentation zur Keynote von Alke Peters sowie das Veranstaltungsprogramm mit einer Kurzzusammenfassung der Arbeitsgruppen.
Die Gesundheitsplattform Rhein-Neckar lädt in Kooperation mit der MRN am 6. Dezember 2024 von 14.00 bis 16.30 Uhr zur Onlineveranstaltung „3te regionale Gesundheitskonferenz“ ein.
Im Dezember 2022 fand die Auftaktveranstaltung zur regionalen Gesundheitskonferenz Rhein-Neckar statt unter dem Titel „1te regionale Gesundheitskonferenz Rhein-Neckar“, ein Vorhaben, das aus dem Strategieprozess Gesundheitsregion Rhein-Neckar hervorging. Wir freuen uns, Sie heute zur dritten Veranstaltung in dieser Reihe einladen zu dürfen.
Wie in den letzten Jahren (2022, 2023) möchten wir innovative Konzepte vorstellen lassen, die ermöglichen, Strukturen der Gesundheitsförderung, Prävention und Versorgung in der Region zukunftsfähig zu gestalten und mit Ihnen diskutieren. Dabei richten wir dieses Jahr den Fokus auf die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen und hier u.a. auf den Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften.

06. Dezember 2024
14.00 – 16.30 Uhr
Die Teilnahme ist kostenfrei.
14.00 Uhr
Begrüßung
MRN & Gesundheitsplattform Rhein-Neckar e.V.
Einstieg
Rechtliche Rahmenbedingungen – Neuerungen beim GVSG
Prof. Dr. Lutz Hager, SRH Fernhochschule, stellvertretender Vorsitzender Gesundheitsplattform Rhein Neckar e.V.
Keynote
Schulgesundheitsfachkräfte – eine Struktur zur Verbesserung der Bildungs- und Gesundheitschancen von Kindern und Jugendlichen?
Alke Peters, Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V.
Parallel ca 60. Minuten
Arbeitsgruppen
AG 1 – Schulgesundheitsfachkräfte als neue Profession im Schulbetrieb: Zwei Praxiskonzepte
Bettina Straub, Gesundheitsamt Stuttgart; Ann-Kathrin Kempter, vdek Landesvertretung Hamburg
AG 2 – Adipositas-Prävention an Schulen: Neue Präventions-Ansätze für schulische Fachkräfte
Dr. Johannes Oepen & Birgit Sattler, Adipositasnetzwerk Rheinlandpfalz e.V.
AG 3 – HPV-Prävention an Schulen: Zusammenarbeit von Schulen und Gesundheitsämtern
- Dr. Claus Köster, preventa Stiftung
Ergebnisaustausch im Plenum und Ausblick
Für die Planung der Arbeitsgruppen danken wir Ihnen, wenn Sie uns mitteilen, an welcher Arbeitsgruppe Sie teilnehmen werden. Hierfür haben wir eine Abfrage vorbereitet.
Vor und während der Veranstaltung steht Ihnen Frau Büntig für technischen Support zur Verfügung (sophie.buentig@m-r-n.com ). Sollte Ihnen nach der Anmeldung zu den Arbeitsgruppen noch kein Zugangslink zur Veranstaltung vorliegen, wenden Sie sich gerne an Frau Büntig.
Eine gemeinsame Konferenz der Gesundheitsplattform Rhein-Neckar e.V. (GPRN) und der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN). Sie können an der Konferenz online teilnehmen und mitdiskutieren. Das Veranstaltungsmanagement der Konferenz liegt bei der GPRN und der MRN.
Hier finden Sie den Rückblick zur 2ten regionalen Gesundheitskonferenz Rhein-Neckar 2023.