Mannheim | 09.03.2022
Die Gesundheitsplattform Rhein-Neckar e.V. erkennt in der Entscheidung der Landesregierung von Baden-Württemberg zur Gründung eines Innovationscampus “Heidelberg Mannheim Health and Science Alliance” große Chancen für eine umfassende Innovationsorientierung der Gesundheitswirtschaft und Gesundheitsversorgung in der Region Rhein-Neckar. Die GPRN begrüßt diese vom Land Baden-Württemberg mit 40 Millionen Euro geförderte Maßnahme daher ausdrücklich und bietet aktiv ihre Mitarbeit beim Aufbau der neuen Strukturen an.
Die GPRN würde es begrüßen, wenn die Länder Rheinland-Pfalz und Hessen sich an der von Baden-Württemberg für die ganze Region angestoßenen Entwicklung inhaltlich und finanziell beteiligen könnten. Die geplante Zusammenlegung der Universitätsmedizin Mannheim und des Universitätsklinikums Heidelberg unter einem gemeinsamen Dach der “Universitätsmedizin Heidelberg” mit einem Campus Heidelberg und einem Campus Mannheim steht aus Sicht der GPRN in einem engen Zusammenhang mit der geplanten Ausgestaltung eines Innovationscampus für die ganze Region. Aus der Fusion sowie der Einbeziehung weiterer Versorgungs-Partner wie dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) ergibt sich ein „window of opportunity“, Grundlagen für eine nahtlos integrierte und digital fortschrittliche sektoren- und bundesländerübergreifende Versorgung für die 2,4 Millionen Menschen in der Metropolregion Rhein-Neckar zu schaffen. Spitzenforschung, Hochleistungsmedizin und moderne Gesundheitsversorgung verstärken und bedingen sich gegenseitig – nur in dieser Verbindung kann ein Medizin-Silicon Valley entstehen.
In der weiteren Ausgestaltung sollten daher die folgenden Aspekte Beachtung finden:
- Die herausragenden Kompetenzen in der Region außerhalb der beiden Universitätskliniken sollten in alle Überlegungen zur Ausgestaltung einer Gesundheitsregion Rhein-Neckar einbezogen und berücksichtigt werden, insbesondere vorhandene Stärken aller Versorgungseinrichtungen, unabhängig von ihrer Trägerschaft und auch in den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Hessen.
- Die GPRN schlägt vor, den Entstehungsprozess eines neuen Innovationscampus und die Diskussion um die Zusammenlegung der Universitätsklinika als Chance dafür zu nutzen, eine länderübergreifend abgestimmte Krankenhausplanung für die ganze Metropolregion Rhein-Neckar in Angriff zu nehmen, die sich vorrangig an Qualitätskriterien orientiert.
- Deshalb sollte nach Überzeugung der GPRN ein umfassendes, telemedizinisch unterstütztes, länder- und sektorenübergreifend gedachtes Medizinkonzept Grundlage für den Aufbau neuer Strukturen in der Metropolregion Rhein-Neckar sein – und erst danach ermittelt werden, welche Neubauten dafür benötigt werden.
- Die GPRN begrüßt ausdrücklich, dass die geplante Zusammenlegung der Klinik-Kompetenzen des Universitätsklinikums Heidelberg und der Universitätsmedizin Mannheim “auf Augenhöhe” erfolgen wird. Aus Sicht der GPRN sollten dabei handlungsleitende Ziele sein:
- – Entlang der bisher vorhandenen, jeweils herausragenden Kompetenzen der Fusionspartner werden die Aufgaben an den verschiedenen Standorten der künftigen Universitätsmedizin Heidelberg aufgeteilt.
- – Es erfolgt eine Zentralisierung von Kompetenzen im Interesse der besten Versorgung für die Patient/innen.
- – Der Prozess gestaltet sich für alle Beteiligten und die Öffentlichkeit transparent und nachvollziehbar.
- Die Schaffung eines Innovationscampus und eines modernen, gemeinsam betriebenen Universitätsklinikums muss die Chancen der Digitalisierung in der Versorgung, in der Wissenschaft und Forschung, aber auch in einer effizienten Verwaltung umfassend und entschlossen nutzen. Die Möglichkeiten des Krankenhauszukunftsgesetzes sollten regional konzertiert zu diesem Ziel eingesetzt werden. In der Metropolregion sollten beispielsweise künftig nicht mehr Patient/innen zur zentralisierten Versorgungseinrichtung gefahren werden müssen, sondern auf digitalem Wege das Fachwissen dort zuschaltbar sein, wo die/der Patient/in sich befindet.
- Moderne Medizin in der Metropolregion Rhein-Neckar darf keine Sektorengrenzen mehr kennen. Der Innovationscampus und die Universitätsmedizin Heidelberg mit Campus Mannheim und Campus Heidelberg müssen umfassend vernetzt sein mit der präventiven, ambulanten, rehabilitativen und pflegerischen Versorgung. Dies ist ein technischer und organisatorischer Anspruch, der von allen Verantwortungsträgern gemeinsam verfolgt und gelebt werden muss. Die rechtlichen Grundlagen zur sektorenübergreifenden Zusammenarbeit sind in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet worden, es gilt, sie an dieser Stelle mutig zu nutzen.
- Eine so koordinierte Gesundheitsversorgung trägt auch zu einer besseren Versorgung in den ländlichen Teilen der Metropolregion bei. Integrierte Versorgungsketten lassen sich in den Bereich der Gesunderhaltung ausweiten und können um niedrigschwellige Angebote für besondere Bedarfsgruppen ergänzt werden. Diese Chancen sollten im Rahmen einer intensiven Zusammenarbeit aller Akteure der Gesundheitsversorgung in einer Gesundheitsregion Rhein-Neckar genutzt werden.
Die GPRN vereint mit ihren mehr als 40 Mitgliedern und Institutionen namhafte Akteure aus allen Bereichen des Gesundheitswesens und der Wissenschaft und ist bereit, diese Prozesse aktiv zu begleiten und zu unterstützen.